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Warum es mehr als drei Säulen braucht, um Nachhaltigkeit nachhaltig zu gestalten

Freitag, 18.06.
11.15 - 13.15
Sektion: Sozial
Block: Theorie und Diskurs

Simone Wiedenhöft, Universität Bremen

Abstract

Modelle und Konzepte dienen dazu, komplexe Sachverhalte sinnvoll zu vereinfachen. Das ist richtig und wichtig, strukturieren sie so doch unsere Welt und erlauben uns, zielorientiert und planvoll zu handeln. Sowohl in den Grundannahmen als auch in den daraus abgeleiteten Folgerungen betonen und beleuchten Modelle bestimmte Aspekte des behandelten Themas und lassen andere notwendigerweise in den Hintergrund treten. Jedem Modell liegen jedoch Annahmen und implizite Theorien zu Grunde, die die Ausgestaltung des Modells beeinflussen; nicht alle dieser Annahmen werden auch explizit diskutiert. Weiterhin lassen sich Schlussfolgerungen ableiten, die ebenfalls nicht in ihrer Tragweite diskutiert werden. Je etablierter dabei ein Modell ist, je mehr es also in der Breite akzeptiert wird, desto weniger werden die impliziten Auswirkungen des Modells diskutiert. Wir nutzen Modelle jedoch nicht nur, um uns die Welt zu erklären, wir nutzen sie auch, um unser Handeln in der Welt zu strukturieren und zu legitimieren. Die von uns verwendeten Modelle beeinflussen so auch die Art, wie wir zum Beispiel Herausforderungen begegnen und Probleme lösen – und wir sind uns dessen oft nicht bewusst. In der Nachhaltigkeitsdiskussion dient das Drei-Säulen-Modell weitgehend als etabliert. Dabei lohnt es sich, auch dieses Konzept einmal genauer unter die Lupe zu nehmen: In welche Richtung strukturiert dieses Modell unser Denken und Handeln? Welche Grundannahmen treffen wir, wenn wir dieses Modell anwenden? Dabei besonders wichtig: Sind diese Grundannahmen tatsächlich geeignet, eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben und wenn ja, in welcher Weise? In meinem Vortrag werde ich das Drei-Säulen-Konzept von verschiedenen Seiten beleuchten sowie seine Grundannahmen und die damit verbundene  Herausforderungen offen legen. Dabei zeige ich auf, dass die Anwendung des Drei-Säulen-Modells nur dann wirklich zielführend ist, wenn es bewusst und sehr reflektiert eingesetzt wird. Selbst dann kann es nur ein erster Schritt sein hin zu einem Ansatz, der bestehende Grenzen – seien es Begriffs-, Konzept- oder Ländergrenzen - überwindet. Es braucht gänzlich neues Denken und Handeln, um Nachhaltigkeit umfassend gestalten zu können.