Kulturelle Geographien der touristischen Zertifizierung - Die mexikanische Norm für nachhaltigen Tourismus
13.00 - 15.00
Sektion: Regional/ Global
Block: Tourismus
Claudia Bosch, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Abstract
Die touristische Zertifizierung nachhaltiger Tourismusformen wird aktuell stark von internationalen Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und Interessensverbänden gefördert. Zur Zielgruppe gehören dabei überwiegend Akteure aus »Entwicklungsländern«. Über die Zertifizierung von Unternehmen soll deren nachhaltiges Handeln sichergestellt werden. Es wird ein globaler Mindeststandard angestrebt.
Die mexikanische Norm für nachhaltigen Tourismus existiert seit 2006 und orientiert sich stark an den Empfehlungen, welche die Welttourismusorganisation (UNWTO) für touristische Zertifizierung gibt. Im Bundesstaat Chiapas wurde ein Pilotprojekt zur Norm durchgeführt, welches im Mittelpunkt dieses Vortrages steht. In einer kulturgeographischen Perspektive wurde versucht nachzuvollziehen, welche Einwirkung der Zertifizierungsprozess auf gemeindebasierte Betriebe in Chiapas hat und welche Chancen und Risiken dabei entstehen, wenn global entwickelte Werte lokal implementiert werden sollen. Stellt die Standardisierung ein sinnvolles Instrument zur Regionalentwicklung und dar, inwiefern kann nachhaltiger Tourismus überhaupt standardisiert werden und wer profitiert davon? Die Norm schreibt fest, was nachhaltiger Tourismus ist und entscheidet somit indirekt über das was »richtiger« oder »falscher« nachhaltiger Tourismus ist. Welche Inklusions- und Exklusionsprozesse werden dadurch in Gang gesetzt? Und was bedeutet die Zertifizierung für lokale Unterschiede und Besonderheiten?
In einer poststrukturalistischen Denkweise gibt es nicht die eine Wahrheit. Deshalb wird nicht nach der einen, richtigen Antwort gesucht. Der Vortrag will mögliche Sichtweisen auf die Zertifizierung von Unternehmen des nachhaltigen Tourismus aufzeigen, um Widersprüche zu erkennen und mögliche Entwicklungen aufzuzeigen.