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Marktkreation im Bereich der Erneuerbaren Energien: Eine ANT Untersuchung

Freitag, 18.06.
11.15 - 13.15
Sektion: Ökonomie
Block: Märkte und Akteure

Benjamin Best, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Abstract

Die nordwest-deutsche Windenergiebranche erfreut sich der jüngsten Vergangenheit eines bemerkenswerten Zuspruchs und zahlreichen wirtschaftlichen Erfolgen. Sie diene als zukünftiger Wachstumsmotor, sei das Erfolgsrezept für die exportorientierte deutsche Wirtschaft und stelle zugleich ein wirksames Mittel gegen die Verursachung des Klimawandels dar. Oft wird die dynamische Entwicklung in dieser Branche öffentlich und in wissenschaftlichen Untersuchungen durch einen oder mehrere solcher Faktoren erklärt. Die Konstruktion des Marktes für Windenergie stellt aber ein komplexes soziales Arrangement dar, dessen Durchsetzung von verschiedenen gesellschaftlichen, kognitiven und materiellen Größen bestimmt wird. Die Leerstelle der meisten innovationstheoretischen Arbeiten für diesen Bereich ist die Vernachlässigung der komplexen Wechselwirkungen von gesellschaftlichen und historischen Bedingungen, der wissenschaftlichen Wissensbildung und den sozialen Sinnzuweisungen für natürliche Phänomene. Hier sind Natur, Technik und Soziales wie in einem Netzwerk miteinander verwoben, so dass für die Untersuchung dieses entstehenden Marktes eine nicht-reduktionistische Herangehensweise gefragt ist. Mit der sogenannten „Akteurnetzwerk-Theorie“ (ANT) ist ein solcher Zugang gegeben. Er spielt in der umweltsoziologischen Theoriebildung in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle, hat im deutschen Sprachraum aber kaum empirische Anwendungen gefunden. Auch für die innovationsorientierten Nachhaltigswissenschaften stellt dieser Zusammenhang noch ein Desiderat dar. Meine Abschlussarbeit zielt darauf ab, diese Lücke an den Grenzen soziologischer, sozialpsychologischer, wirtschafts- und naturwissenschaftlicher Disziplinen durch empirische Arbeit zu schließen. Das Konzept „Netzwerk“ zeigt hier die Methoden an, mit denen der Zusammenhang der heterogenen Elemente beschrieben und deren Veränderungen über die Zeit beschrieben werden können. Die Verschiebungen im Netzwerk von Assoziationen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Objekten bzw. den sozio-technischen Verkettungen von Mensch, Technologie und Natur führen dazu, dass Probleme neu definiert, neue Wege ihrer Bearbeitung geöffnet, neue UnterstützerInnen gefunden, Allianzen geschmiedet und soziale Praktiken geändert werden können. „Untersuchungsobjekt“ sind die Selbstinterpretationen und das ExpertInnenwissen der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Akteure auf diesem Wachstumsmarkt, BeobachterInnen und aus dem Netzwerk ausgeschlossener „Aktanten“, sowie die materiellen, juristischen und finanziellen Rahmenbedingungen und der Einfluss exogener Faktoren wie Klimawandel und globale Marktentwicklungen. In ersten hypothesengenerierenden Schritten wird gefragt:

  • Auf welchen bestehenden industriellen Strukturen die Windenergiebranche aufbauen kann und welche neuen Elemente sie heranzieht.
  • Auf welche Weise Grenzen zwischen den gesellschaftlichen Sphären Wissenschaft, Wirtschaft und Politik konstruiert und verwischt werden.
Im Anschluss werden operationalisierbare Hypothesen durch eine quantitative Methode getestet, die repräsentativen Ergebnisse führen soll. Das Datum von Humboldts Studentischer Konferenz fällt auf eine Phase in der bereits Zwischenergebnisse präsentiert werden können.


Die Eingrenzung auf die Region Nordwest-Deutschland ergibt Sinn, weil dort ein Großteil der Stromgestehung durch Wind generiert wird. Auch soll auf vorliegenden Untersuchungen des Autors aufgebaut werden.