Generation Nachhaltigkeit

Humboldt-Universität zu Berlin | Generation Nachhaltigkeit | Konferenz 2010 | Programm | Abstracts | Ist das Bundes-Immissionsschutzgesetz überholt? Nachhaltiger Lärmschutz an Autobahnen

Ist das Bundes-Immissionsschutzgesetz überholt? Nachhaltiger Lärmschutz an Autobahnen

Samstag, 19.06.
10.45 - 12.00 Uhr
Sektion: Lokal/ Regional
Block: Mobilität und Nachhaltigkeit

Martina Artmann, Universität Salzburg

Abstract

Im Dezember 2009 wurde die Masterarbeit mit dem Titel „Straßenverkehrslärm im Siedlungsbereich - Gemeinden entlang von Autobahnen im Spannungsfeld ökonomischer, ökologischer und sozialer Interessen“ an der Universität Salzburg eingereicht. Im Zuge dieser Arbeit wurde speziell die Gemeinde Frasdorf in Oberbayern untersucht, um zu klären, welche Eigenschaften Lärmschutzmaßnahmen haben sollen, um als nachhaltig bezeichnet werden zu können.

Datengrundlage und Methode

Im Juni 2009 wurden eine Bürgerumfrage in der Gemeinde sowie eine darauf folgende Expertenbefragung mittels einer Delphibefragung über zwei Runden durchgeführt. Dass der bevorstehende Ausbau der A8 zwischen Rosenheim und Salzburg ein Thema ist, welches die Bürger beschäftigt, zeigt die rege Beteiligung der Gemeindebürger Frasdorfs an der Umfrage. Insgesamt füllten 264 Frasdorfer den Fragebogen aus. An der Expertenbefragung beteiligten sich in der ersten Befragungsrunde 16 Experten, in der zweiten Runde elf. Die Experten stammen aus den Bereichen Politik, behördliche Vertreter sowie Interessenvertreter der Umwelt und der Bürger.

Ökologische und soziale Aspekte sind für Lärmschutz ausschlaggebend

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen wird klar, dass die momentane Lärmbelastung so nicht mehr hinzunehmen ist. Denn nur 17 % der Umfragteilnehmer verzeichnen keine gesundheitlichen Auswirkungen durch die Lärmbelastung, welche vor allem auf die Autobahn zurückzuführen ist. Auch die Experten schätzen die Lärmbelastung als akut ein und sind sich mit den Bürgern Frasdorfs einig: nur eine Grünbrücke oder Einhausung können die Menschen und die einzigartige Umwelt im Voralpengebiet nachhaltig schützen. Denn laut der Bürger und Experten muss nachhaltiger Lärmschutz vor allem ökologische und soziale Aspekte wie die landschaftliche Eingliederung, Beitrag zur Ortsentwicklung sowie eine generelle zukunftsorientierte Lösung erfüllen. Der ökonomische Aspekt der positiven Kosten-Nutzen-Relation ist laut der Untersuchungsergebnisse zu vernachlässigen. Dieser Punkt ist jedoch für den Bund als Kostenträger aufgrund der gesetzlichen Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ausschlaggebend. Die Ergebnisse der Arbeit lassen vermuten, dass das Bundes-Immissionsschutzgesetz und dessen starren Regelungen veraltet und zu überdenken ist. Denn das Gesetz sieht keine differenzierte Betrachtung regionaler Besonderheiten vor. Aus der Arbeit wird jedoch klar, dass Frasdorf aufgrund der direkten Lage neben der Autobahn im touristisch geprägten Voralpengebiet bei den Lärmschutzplanungen gesondert zu betrachten ist.

Keywords: Lärmschutz, Straßenverkehrslärm, Autobahn, Voralpengebiet