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„Wir“ und die Anderen der Generation Nachhaltigkeit. Eine kritische Betrachtung des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes weltwärts

Samstag, 19.06.
9.30 - 10.45 Uhr
Block: Regional/ Global
Sektion: Nachhaltigkeit in Entwicklungsländern

Kristina Kontzi, Leuphana Universität Lüneburg

Abstract

Engagiert gehen junge Menschen mit dem Freiwilligendienst weltwärts des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in so genannte Entwicklungsländer um „Verantwortung für eine Nachhaltige Entwicklung“ (www.weltwärts.de) zu übernehmen. Was dies bedeuten könnte bleibt zunächst unklar. Privilegien, wie beispielsweise die Möglichkeit des Reisens in den Empfängerländern, werden dabei von den Freiwilligen eher selten benannt und noch seltener hinterfragt. Stattdessen wird auf Mängel im Verhalten „der Anderen“ hingewiesen. Die Konstruktion „der Anderen“, die dem Eigenen diametral gegenüber gestellt werden, beschrieb Stuart Hall als „Othering“. Gesprochen aus einer westlichen (vermehrt weißen und weiterhin eher männlichen) Perspektive, sind es „die Anderen“, die nicht umweltbewusst sind, sich nicht nachhaltig Verhalten und somit abgewertet werden. In Deutschland sind (neo)koloniale Bilder über „die Anderen“ häufig weiterhin unreflektiert präsent und kommen vor allem im Bereich des globalen Lernens zum Tragen. Dabei steht gerade in diesem Bereich Nachhaltiger Entwicklung das Lernen in gleichberechtigten Partnerschaften im Vordergrund.

Im vorliegenden paper wird der Frage nachgegangen, welche Bilder über „die Anderen“ im Rahmen von weltwärts (re)produziert werden und wie diese im Verhältnis zu dem Ziel des „gemeinsamen Lernens“ stehen. Grundlage der empirischen Forschung ist eine qualitative texthermeneutische Analyse ausgewählter medialer Darstellung des Programms weltwärts.

Mit Erkenntnissen postkolonialer Theorien (im Besonderen der kritischen Weißseinsforschung) wird auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, koloniale Geschichte zu reflektieren und unter Anderem die Norm des Weißseins im Feld der Nachhaltigen Entwicklung verstärkt zu hinterfragen.